Ausstellung: 36 Karikaturen von Peter Gaymann zum Thema „Altwerden und Demenz“ hängen in Amstetten verteilt.
Amstetten. „Sie wollten etwas über die Zukunft erfahren?“ , fragt die Wahrsagerin. „Nein. Ich will wissen, was gestern los war“, antwortet ihr Gegenüber. Titel des Bildes: „Bitte helft mir, Orientierung zu finden.“
Natürlich stellt sich bei Betrachtung der Werke irgendwann die Frage: Kann man Demenzerkrankungen mit Humor betrachten? Wann beginnen Demütigung oder Respektlosigkeit? Peter Gaymann, der sich in 36 Werken unter dem Titel „DeMensch“ mit dem Altwerden und der Demenz-Erkrankung beschäftigt hat, lässt dabei Feingefühl obwalten. Und wer kennt mit zunehmendem Alter nicht auch Hörfehler? „Dann auf nach Amerika“, ruft ein älterer Herr im Rollstuhl. Der Mann dahinter antwortet: „Ich sagte, wir besuchen Tante Erika.“
Die meisten Besucher der am Donnerstag eröffneten Ausstellung im Rathaus Amstetten konnten auf einen Erfahrungswert aus dem Bekannten- oder Verwandtenkreis zurückgreifen. Denn die Zahl der Betroffenen wächst, Heilung ist nicht in Sicht, Pflege reibt die Nerven auf und Hilflosigkeit ist ein Dauerbegleiter. „Dann ist alles nicht so lustig, wie in den Karikaturen geschildert“, kommentierte eine Besucherin die Ausstellung, die ihre Mutter zehn Jahre lang pflegte und keine lustigen Geschichten „über eine extrem aufwühlende Zeitphase“ erzählen kann. Erst nach deren Tod habe sie wieder langsam in ihr eigenes Leben gefunden.
Wertschätzender und ehrlicher Umgang mit Erkrankten sei wichtig. Auch Ausgrenzung müsse vermieden werden, meint Bärbel Arndt, Vorsitzende des Hospizvereins Eleison Ulmer Alb. „Dafür ist die Haltung eines jeden Einzelnen von uns ausschlaggebend. An Demenz erkrankte Menschen brauchen viel Verständnis und unsere Fähigkeit, mit ihren Besonderheiten umzugehen.“ Humor könne dabei helfen, denn der käme von Herzen. Eine Demenz-Erkrankung führe schließlich nicht dazu, das Menschsein zu verlieren, sondern nur einen Teil des Denkvermögens.
In Zusammenarbeit mit den Sozialen Fördervereinen Amstetten und Schalkstetten-Waldhausen, auch mit Unterstützung von Bürgermeister Johannes Raab, hängen die Bilder ab sofort in allen öffentlich zugänglichen Bereichen Amstettens samt Teilorten. Dazu gehören Rathaus und Kirchen ebenso wie Bäcker und Metzger, Pizzeria oder Café, Friseure und Physiotherapeuten.
Eine Aktion, die laut Werner Meyer vom Sozialen Förderverein Amstetten ein bislang tabu- und angstbesetztes Thema aus der Zone von Scham und Peinlichkeit herausholen soll: „Wir müssen mit dem Thema offener umgehen“, betont auch Hermann Eberhard vom Sozialen Förderverein Schalkstetten-Waldhausen.
„Mit 92 Jahren liegt die Möglichkeit bei 50 Prozent, um an Demenz zu erkranken. Unsere Gesellschaft wird immer älter und die Wahrscheinlichkeit groß, damit in Kontakt zu kommen. Überwinden wir die Scheu, machen wir Demenz zum Alltagsthema. Demenz ist wie Zucker – darüber spricht doch auch jeder, bemerkte Vorstandsmitglied Thomas Franz vom Hospizverein Eleison in seinem Grußwort. Vorstandskollegin Ute Maldoff, die sich um die Ausstellung in Amstetten bemühte, weist darauf hin, dass alle Bilder im Juli vor Ausstellungsschluss Ende August nochmal gewechselt werden müssen.
Info: Begleitet wird die Ausstellung von einem Vortrag am 16. Juli um 19.30 Uhr im Amstetter Rathaus. Thema: „Demente Menschen sterben anders“.